
Die Digitalisierung hat alle Aspekte unseres Lebens erreicht. Nach dem Aufstehen die Sozialen Medien checken, beim Mittagessen ein YouTube-Video ansehen und nach der Arbeit die Lieblingsserie genießen. Ein Leben ohne die digitalen Medien ist kaum mehr denkbar. Doch die konstante Beschallung schadet uns – selten waren psychische Probleme, Konzentrationsschwächen und Unzufriedenheit so häufig wie jetzt. Abhilfe schaffen soll Digital Detox, die digitale Entgiftung.
Doch was genau verstehen wir darunter, und wie gelingt das richtige Maß an medialer Freiheit?
Warum Digital Detox?
Unter Digital Detox versteht man den Entzug vom digitalen Leben. Die als lebensbereichernd geschaffenen digitalen Medien, die wir täglich konsumieren, machen mittlerweile vor allem eins – sie schaden uns. Das konstante Checken der Netzwerke setzt uns unter Druck, verbreitet ein künstliches Bild der Überlegenheit anderer und hemmt unser Selbstbewusstsein.
Studien zeigen, dass die Nutzung der Netzwerke immer häufiger mit Krankheiten wie Depressionen oder Angststörungen einhergeht.
Zudem kommt man seltener zur Ruhe. Jede unangenehme Situation wird durch einen Blick auf das Smartphone unterbrochen und man ist konstant abgelenkt. Darüber hinaus greift der Blaufilter des Bildschirmes tief in unsere Psyche ein, stört den Tag-Nacht-Rhythmus und sorgt für schwerwiegende Schlafprobleme. Eine Auszeit von der digitalen Welt scheint also mehr als notwendig. Doch wie gelingt die digitale Entgiftung?

Warum ist es so schwer aufzuhören?
Wer von null auf gleich versucht sein Handy wegzulegen, der merkt, wie schwer das eigentlich sein kann. Druck und innere Unruhe steigen an, und so greift man letztendlich doch wieder schnell zum Smartphone. Von der konstanten Beschallung hin zu mehr Selbstkontrolle und Freiheit kann es ein langer Weg sein. Das liegt vor allem an der intensiven Dopaminausschüttung, die bei jedem Blick auf TikTok oder Instagram im Gehirn angeregt wird. Die unendlichen Möglichkeiten und bunten Bilder sorgen für einen Rausch im Gehirn, der sich vergleichbar wie Zucker oder Drogen auf die Psyche auswirkt. Genau deshalb kann es schwierig sein, ohne Vorbereitung auf die Nutzung zu verzichten.
Hinzukommt das moderne Arbeitsleben. Kaum ein Beruf kommt mehr ohne die Nutzung von Smartphone oder Internet aus. Auch die meisten Studienangebote sind großteils online zugänglich, sogar der Kontakt mit der Krankenkasse wird über das Handy abgewickelt. Sich der digitalen Welt von heute auf morgen komplett zu entziehen, scheint also nicht nur schwer, sondern ganz unmöglich. Wie also sinnvoll digital Entgiften? Die Lösung liegt wie so oft im richtigen Maß der Dinge.

Das richtige Ausmaß finden
Digital Detox macht nur da Sinn, wo auf die Medien verzichtet werden kann – und das ist in der Freizeit. Wer nach acht Stunden Arbeit vor dem Bildschirm nach Hause kommt und bis zum Einschlafen Serien schaut, tut seiner Psyche nichts Gutes. Genau hier liegt der Spielraum für Digital Detox. Am schädlichsten ist der digitale Medienkonsum nach dem Aufstehen und vor dem Einschlafen.
Wer Erfolge erzielen will, beginnt mit kleinen Schritten, am sinnvollsten dort, wo die Mediennutzung die schwersten Schäden hinterlässt.
Zunächst sollte die durch den Medienverzicht gewonnene Zeit genau geplant werden. Ohne klare Beschäftigung ist die Verlockung wieder zum Handy zu greifen, genau wie bei anderen Süchten, häufig zu groß. Für den Morgen bietet sich eine gesunde Routine an, um zumindest 30 Minuten nach dem Aufstehen auf das Smartphone zu verzichten. Diese Zeit kann aus Aktivitäten wie Meditation, Yoga, Tagebuch führen und dem Frühstück bestehen. Am Abend lässt sich beispielsweise ein Zeitraum von einer Stunde einrichten, der ohne Bildschirmzeit auskommt. Auch hier bieten das Führen eines Tagebuchs oder eine gute Lektüre einfache Abhilfe. So schafft man sich schnell ein bis zwei Stunden am Tag, die ganz ohne digitalen Mediennutzung auskommen. Die Vorteile auf Schlaf, Konzentration und Zufriedenheit machen sich schnell bemerkbar und motivieren zu weiteren Schritten.

Freie Orte und Aktivitäten schaffen
Neben der zeitlichen Entgiftung bieten sich auch bestimmte Aktivitäten oder Orte für eine digitale Auszeit an. Beliebt sind vor allem Schlafzimmer und Küche. Wer hier auf sein Smartphone verzichtet, sorgt nicht nur für einen besseren und tieferen Schlaf, sondern blockiert auch die Versuchung unbedacht das Handy zu checken. Aktivitäten wie das Kochen entfalten durch den gesteigerten Fokus erst ihre eigentliche Wirkung und werden so zur spannenden Aufgabe. Auch das Essen ohne digitale Ablenkung ist ein Moment, um sich in Dankbarkeit zu üben und das Geschmackserlebnis auf ein neues Maximum zu bringen.
Auch wer sein Handy beispielsweise beim Sport zu Hause lässt, taucht viel tiefer in die Erfahrung ein und erlebt ganz nebenbei häufig eine deutliche Leistungssteigerung.
Besonders im Gruppensport vertiefen sich nicht nur die Gespräche, sondern auch Beziehungen. Auch hier sind kleine Schritte der Weg zum Erfolg. Sich bei einer Aktion in der Woche dazu zu entscheiden, das Handy zu Hause zu lassen, kann wahre Wunder wirken und zu längeren Auszeiten motivieren. Seine besondere Wirkung entfaltet das Digital Detox auch im Treffen mit Freunden. Wer beispielsweise bei einem Ausflug zum See auf sein Handy verzichtet, kann endlich mal wieder richtig abschalten und vergisst die Verpflichtungen des Alltags, wie das Checken von E-Mails oder WhatsApp-Benachrichtigungen. Die Aktivität erlangt erst so ihren richtigen Wert zurück und der Kopf bekommt den nötigen Raum, um Stress richtig abzubauen.
Fazit
Digital Detox ist heute wichtiger als je zuvor. Mit der konstanten Beschallung haben wir unseres Körpers von seinen eigentlichen Funktionen entfernt und werden mit der Zeit immer kränker und unzufriedener. Mit dem bewussten Verzicht setzen wir ein Zeichen in Richtung Menschlichkeit und entscheiden uns für mehr Selbstkontrolle, Freiheit und Zufriedenheit.